Kletterwand bauen: Indoor und Outdoor

Klettern, mittlerweile auch bekannt als Bouldern, ist ein beliebter Freizeitsport und kann Groß und Klein gleichermaßen für sich begeistern. Kraft und Fitness werden dabei auf spaßige Art und Weise trainiert und wenn es in die Höhe geht, kommt noch ein gewisser Nervenkitzel dazu. Außerdem kann man sich immer neuen Herausforderungen stellen, indem man beispielsweise nur bestimmte Griffe nutzt oder eine festgelegte Strecke in einer bestimmten Zeit absolvieren muss. Beim Deutschen Alpenverein sind mehr als 350 Kletterhallen und Outdoor-Kletteranlagen in Deutschland aufgelistet, in denen sich Kletter-Neulinge und Profis austesten können.

Wer genug Platz hat, kann sich aber auch eine eigene Kletterwand für zu Hause bauen. Diese geht in der Regel zwar eher in die Breite als in die Höhe, das ist aufgrund von Sicherheitsaspekten jedoch ohnehin empfehlenswert, wenn keine professionelle Sicherung umgesetzt werden kann. Die Heim-Kletterwand kann als Fitnessgerät, Vorbereitung auf anspruchsvollere Kletterabenteurer oder auch als Spielgerät für Kinder und Jugendliche dienen, je nachdem, wie schwierig sie zu bewältigen ist.

Einen geeigneten Platz finden

Wer seine eigene Kletterwand bauen möchte, sollte sich zunächst überlegen, ob er sie in einem Innenraum oder draußen anbringen möchte. Bei der Platzwahl sollte bedacht werden, dass eine Kletterwand umso mehr Spaß macht, je größer sie ist und dass genügend Platz zum Abspringen einkalkuliert werden muss. Empfehlenswert ist eine Breite von 3-4 Metern und eine Höhe von 2,5 Metern. Eine Outdoor-Kletterwand muss außerdem wetterfest sein. Um sie vor Regen und Schnee zu schützen, ist eine Überdachung sinnvoll.

Bolzenanker und Rahmen zur sicheren Befestigung

Damit man die Kletterwand gut an der Wand befestigen kann, wird ein Rahmen aus Holzbalken oder Stahlprofilen benötigt. Hier lässt sich nicht pauschal sagen, wie dieser auszusehen hat, da die Beschaffenheit dieser Unterkonstruktion von vielen Faktoren abhängt. Dazu zählen zum Beispiel die Neigung und die Verankerungsmöglichkeiten.

Damit der fertige Rahmen bombenfest in der Wand verankert werden kann, können Bolzenanker zur Befestigung verwendet werden. Bolzenanker werden beispielsweise auch verwendet, um Balkongeländer, Hängeregale mit hoher Belastung, Indoor-Schaukeln oder Boxsäcke sicher anzubringen. Bei der Wahl der Bolzenanker muss auf die ETA-Zulassung geachtet werden. Diese macht Angaben zur Belastbarkeit sowie zur korrekten Montage. Bolzenanker und Einschlagmuttern aus Edelstahl sind vor allem bei der Nutzung im Außenbereich zu empfehlen, da die verwendeten Befestigungsmaterialien witterungsbeständig und rostfrei sein sollten.

Die Holzkonstruktion

Eine Kletterwand aus Holz schützt nicht nur die Wände, sondern hat außerdem den Vorteil, dass von Anfang an zahlreiche Löcher gebohrt werden können, die es möglich machen, die Griffe unkompliziert neu zu positionieren. Ein solches Lochraster kann versetzt oder gleichmäßig umgesetzt werden. Wichtig ist aber, dass genügend Platz zum Rand gelassen wird, damit ein Ausbrechen verhindert wird. Fünf Zentimeter Abstand sollten es mindestens sein. Je mehr Bohrlöcher es gibt, desto mehr Möglichkeiten werden geschaffen, Griffe und Tritte anzubringen.

Häufig werden 15 Zentimeter Platz zwischen den einzelnen Bohrungen gelassen, 10 Zentimeter oder 20 Zentimeter sind aber ebenfalls weitverbreitet. Die Klettergriffe und -tritte werden mit Einschlagmuttern befestigt, welche von der Rückseite der Kletterwand in das Holz geschlagen werden. Die Anzahl der benötigten Einschlagmuttern lässt sich aus dem Lochraster sowie der Gesamtfläche der Kletterwand berechnen. Bei Abständen von 15 Zentimetern muss man beispielsweise pro Quadratmeter mit 50 Einschlagmuttern kalkulieren.

Für Indoor-Kletterwände sind Multiplexplatten die beste Wahl. Eine Stärke von mindestens 18 mm sollte gewährleistet sein, besser noch von 21 mm. OSB-Platten können ebenfalls verwendet werden, sollten aber mindesten 25 mm dick sein. Im Außenbereich müssen die Holzplatten witterungsbeständig sein. Hier eigenen sich Siebdruckplatten in einer Dicke von 21 mm. Es ist sinnvoll sie zu imprägnieren und insbesondere Schnittstellen nachzubehandeln, damit keine Nässe eindringen kann.

Die richtige Neigung

Eine Mischung aus mittelgroßen und kleinen Griffen und Tritten ermöglicht eine große Anzahl an Griffkombinationen. Beachtet werden sollte die Händigkeit der Griffe, da viele auf die rechte oder linke Hand angepasst wurden. Es gibt jedoch auch symmetrische Griffe, die für beide Hände gleich gut geeignet sind. Verschiedene Formen sollten vertreten sein, darunter sogenannte Leisten, Zangen, Löcher und Sloper. Das Material der Klettergriffe spielt eine wichtige Rolle. Holzgriffe sind besonders hautschonend, aber nicht für den Außenbereich geeignet. Hier sollte man auf Kunstgriffe setzen oder sogar Griffe aus Granit wählen. Klettergriffe und -tritte sind in zahlreichen Farben erhältlich. Es hat sich etabliert, Kletterrouten auf diese Weise farblich zu markieren.

Bei einer Route nutzt man beispielsweise nur grüne Griffe und Tritte, bei einer anderen nur rote. Auf diese Weise kann man Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden umsetzen. Die Routen sind meist wellenförmig, damit auf dem beschränkten Platz eine möglichst große Strecke erklettert werden kann. Auch eine Route, welche kreisförmig angelegt ist, ist möglich. Eine solche kann man, ohne abzusetzen, beliebig oft klettern. Wie viele Griffe, Tritte und Routen man anlegt, ist Geschmackssache. Etwa sechs Griffe und Tritte pro Quadratmeter sind ein guter Anfang, von dem aus man Anpassungen vornehmen kann.

Sicherheit geht vor!

Bevor man jetzt munter losklettert, sollte man sichergehen, dass das Verletzungsrisiko minimiert wird. In der Sturz- und Absprungzone sollte eine weiche Landung sichergestellt werden. Indoor eignen sich dazu Weichbodenmatten, Crashpads oder alte Matratzen, Outdoor Sand oder Rindenmulch. Um kein Sicherheitsrisiko einzugehen, sollte ein Fachmann wie zum Beispiel ein Zimmermann zurate gezogen werden, um die fertige Konstruktion zu überprüfen. Darüber hinaus kann die Euronorm EN 12572 als Hilfe dienen, da diese von öffentlichen Kletterwänden erfüllt sein muss. Wichtig ist, dass die Unterkonstruktion ein Durchhängen der Platten verhindert.


Bildquelle Titelbild:

  • zefart/shutterstock.com
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