Wildbienen sind gerngesehene Gäste im Garten. Mit bienenfreundlichen Pflanzen und geeigneten Unterschlupf, Nist- und Überwinterungshilfen wird den Tieren geholfen. Die Wildbienen danken es, indem sie die Pflanzen bestäuben und sind deshalb in jedem Garten unverzichtbar, wenn man Obst und Gemüse ernten möchte.
Wildbienen ansiedeln: Grundlegende Informationen
Biologisch gesehen, werden unter dem Begriff Wildbiene alle Bienenarten, außer die Honigbiene zusammengefasst. Weltweit gibt es rund 30000 unterschiedliche Arten, bei uns heimisch sind rund 500 verschiedene Insekten. Wildbienen unterscheiden sich nicht nur im Aussehen, sondern auch bei der Wahl der Pflanzen. Es gibt Arten, die nur zwei bis drei bestimmte Pflanzengattungen bevorzugen, während andere Wildbienenarten viele verschiedene Pflanzen für die Nektar- und Pollenaufnahme bevorzugen. Ein typischer Vertreter ist die Natternkopf-Mauerbiene, Osmia adunca, die nur am Natternkopf Nektar sammeln kann.
Trotz der großen Artenvielfalt, kennt kaum jemand Wildbienen. Gründe dafür sind, dass sie, wie beispielsweise die Mauerbiene, nur für wenige Wochen im Frühling in Erscheinung treten und wir Menschen ihre Lebensräume kaum beachten.
Bekannte Vertreter
Bekannte Vertreter heimischer Wildbienen sind die Mauerbiene, die Seidenbiene, die Furchenbiene, die Sandbiene und die Blattschneiderbiene, um nur ein paar zu nennen. Die nur sieben bis zehn Millimeter große Furchenbiene wurde 2018 zur Wildbiene des Jahres gewählt und nistet bevorzugt in Hohlräumen und Erdgängen. Die Sandbiene erreicht eine Körperlänge von rund 14 Millimeter und braucht sandige Stellen, um ihre Brutgänge anlegen zu können. Wie der Name der Blattschneiderbiene schon vermuten lässt, schneidet sie kleine Stückchen von den Blättern ab, um damit ihr Nest zu verschließen. Die Seidenbiene wiederum benötigt für den Nachwuchs verdichtete Lehmfugen.
Wildbienen sind bodenständig und harmlos
Knapp Dreiviertel aller Wildbienenarten nisten in der Erde, da sie es trocken und sandig lieben. Wildbienen leben, im Vergleich zur Honigbiene, alleine und müssen keinen Staat verteidigen. Deshalb stechen sie gar nicht oder nur sehr selten. Falls eine Wildbiene dennoch einmal sticht, gelingt es ihr kaum, den Stachel durch die Haut zu dringen.
Sicherung unserer Nahrungsgrundlage
Neben der Honigbiene, sind es die Wildbienen, die mithilfe der Bestäubung für eine reiche Ernte, üppiges Wachstum und den Erhalt der Artenvielfalt sorgen. Immerhin sind 80 Prozent der Blütenpflanzen insektenbestäubt. Bei Obstblüten sind es sogar fast 90 Prozent. Der weltweite wirtschaftliche Wert der Insektenbestäubung wird mit 160 Milliarden Euro pro Jahr beziffert, was einem Zehntel des Wertes der weltweiten Nahrungsproduktion entspricht.

So helfen Wildbienen dem Gärtner
Durch die Ansiedelung von Wildbienen im Garten erhöht sich die Bestäubungsrate ohne Zutun des Gärtners. Doch auch die Größe der Frucht und die Fruchtqualität wird durch die Wildbienen nachweislich gesteigert.
Artenvielfalt in Gefahr
Es gibt immer weniger Wildbienen. Sie teilen mit vielen anderen Insekten das gleiche Schicksal: Ausgeräumte Gärten und Landschaften sowie der Einsatz von Pestiziden machen ihnen das Leben schwer und tragen zum Verschwinden der Nützlinge enorm bei. Es stimmt, dass ein Einzelner vielleicht in Feld und Flur nicht viel dagegen tun kann, dass eine Person keine Verbauung der Landschaft verhindern kann, aber jeder von uns kann den Wildbienen vor der eigenen Haustüre ein kleines, bienengerechtes Paradies errichten.
Was Wildbienen brauchen
Könnten Wildbienen mit uns Menschen kommunizieren, sie würden uns mitteilen, dass aus ihrer Flugperspektive große Landstriche wie karge Mondlandschaften aussehen. Wiesen, wie wir sie aus den Kindertagen kennen, gibt es kaum noch. Heute wird gemäht, gedüngt und gespritzt. Das kostet den Wildbienen überlebenswichtigen Lebensraum. Bereits ein Drittel der Wildbienen ist vom Aussterben bedroht und mit zunehmenden Verlust der Bienen und anderer Insekten droht ein Kollaps ganzer Ökosysteme. Den Nützlingen zu helfen wäre gar nicht schwer.
Schon auf einem sehr kleinen Wiesenstück von 20 bis 30 Quadratzentimeter finden 40 verschiedene Pflanzen Platz, falls nicht der Mähroboter jedes Fleckchen Grün köpft, bevor die zarten Wiesenblumen erblühen können. Muss trotzdem gemäht werden, dann sollte die Blumenwiese in mehreren Teilen gemäht werden. Dann bleibt den Wildbienen, die dort leben, immer eine Rückzugsfläche und ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot. Das Schnittgut kann ein paar Tage liegen bleiben. Die Samen fallen heraus und sorgen für eine neuerliche Blütenpracht.
Verschiedene Möglichkeiten der Hilfeleistung
Die Wildbienen benötigen zum Überleben Nahrung vom Frühling bis zum Herbst. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Garten vorhanden ist, denn selbst auf kleinen Balkonen oder Terrassen kann den Tieren geholfen werden. Es gibt einige Möglichkeiten, durch den gezielten Anbau bestimmter Pflanzen das Nahrungsangebot für die fleißigen Helfer sicherzustellen. Wildblumen und Kräuter gedeihen auch in Pflanztöpfen sehr gut und sind gleichzeitig eine ansprechende Balkonbegrünung.
Um Wildbienen im Garten anzusiedeln, müssen nektar- und pollenreiche Blütenpflanzen vorhanden sein. Dazu zählen heimische Blumen, Sträucher und Obstbäume. Ein gepflegter Rasen, Stauden und Blühpflanzen mit ungefüllten Blüten helfen den Wildbienen nicht.
Die Wildbienenzukunft sichern
Im Frühling erwacht die Natur, alles beginnt zu blühen und schnell ist der Tisch für die Wildbienen reichlich gedeckt. Wer den Insekten aber dauerhaft helfen möchte, muss bei der Pflanzenwahl beachten, dass die Tiere bis spät in den Herbst Nahrung brauchen. Ab dem Spätsommer sind schon die meisten Blumen und Sträucher verblüht. Es liegt aber in unseren Händen, wie viele Wildbienen im nächsten Jahr wieder durch den Garten fliegen und summen. Wer einmal beobachtet hat, wie gierig die Wildbienen die Pollen der Frühlingsblüher, wie Schneeglöckchen, Krokus oder Hyazinthen, auf die Hinterbeinchen häufen, weiß, wie überlebenswichtig diese Pflanzen sind. Deshalb sollten im Herbst viele Blumenzwiebeln und Knollen in die Erde gesteckt werden.
Darauf kommt es im Bienengarten an
Wildbienen brauchen keine exotischen Zierpflanzen, sondern ungefüllte Blüten heimischer Pflanzen. Viele unterschiedliche Blühpflanzen laden auch seltene Wildbienenarten ein, sich im Garten anzusiedeln. Balkone mit den klassischen Balkonpflanzen, wie zum Beispiel Petunien und Pelargonien, bieten den Wildbienen keine Nahrung. Blühende Kräuter hingegen sind ein Festmahl für die summenden Untermieter. Auf kleinen Flächen werden Kletterpflanzen gesetzt. Kletterrosen, Brombeeren und der Efeu stehen bei Wildbienen gerne am Speiseplan. Insektizide und Herbizide haben in einem wildbienenfreundlichen Garten keinen Platz.

Wildbienen ansiedeln: Was wird noch benötigt?
Ein Insektenhotel bietet Wildbienen ein Zuhause. Am besten funktioniert die Besiedelung, wenn das Nützlingshotel in Südrichtung befestigt wird. Auf kleinen Balkonen kommen Nützlingswaben zum Einsatz. Diese werden einfach auf dem Balkon oder der Terrasse an einem sonnigen und windstillen Platz befestigt, Das lohnt sich sogar in der kalten Jahreszeit, denn die ersten Wildbienen fliegen bereits Ende Januar, Anfang Februar. Aber auch kleine Schritte helfen, dem Wildbienensterben entgegenzuwirken und mehr Tiere im Garten anzusiedeln. Bereits ein Pflanztrog mit sandig-lehmiger Erde zieht grabende Wildbienenarten an.
Wichtig ist, dass den Bienen nicht nur Nahrung, sondern auch eine Nistmöglichkeit angeboten wird. Eine Besonderheit der Wildbienen ist, sie fliegen nur ungefähr 50 Meter zwischen den Pflanzen und dem Nistplatz. Im Vergleich dazu haben Honigbienen einen Flugradius von bis zu drei Kilometer. Gut ist auch, wenn Wassertränken für die Wildbienen bereitgestellt werden.
Wildbienen ansiedeln mit Bienenweiden im Verlauf der Gartensaison
Beispiele für Pflanzen, die eine besonders gute Nahrungsversorgung für Wildbienen bieten. Die Reihung der Pflanzen entspricht der Blütezeit.
Februar und März
- Haselnuss
- Huflattich
- Krokus
- Schneeheide
April und Mai
- Echte Brombeeren
- Salweide
- Pusteblume
- Apfelbaum
Juni und August
- Salbei
- Sommerlinde
- Steinklee
- Kugeldistel
September und Oktober
- Malve
- Flockenblume
- Natternkopf
- Efeu
- Herbstanemonen
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