Kaum ein anderes Gewächs präsentiert sich so vielseitig wie der Storchenschnabel. Immerhin existieren von ihm etwa 430 verschiedene Arten. Einige von ihnen bedecken den Boden und verhindern so das Aufkeimen unliebsamer Unkräuter. Andere werden bis zu einem Meter hoch. Ob in Einzelstellung oder im Staudenbeet gelten sie als Highlights. Farblich reicht das Spektrum der Blütenfarben von zartem Weiß bis hin zu leuchtendem Blutrot.
Storchenschnäbel sind pflegeleicht, für Schnecken uninteressant und lassen sich in alle Gartenbereiche integrieren. Allerdings sollte ihre Auswahl auf die vorhandenen Gegebenheiten abgestimmt werden. Ein wenig Zuwendung haben sie trotz ihrer Anspruchslosigkeit verdient.
Storchenschnabel: Die Herkunft
Storchschnäbel, die auch als Geranien bekannt sind und die lateinische Bezeichnung Geranium tragen, zählen zur Familie der Storchschnabelgewächse. Sie unterscheiden sich übrigens von den landläufig ebenfalls als Geranien bezeichneten Balkonpflanzen, die im eigentlichen Sinne aber Pelargonien sind und zu einer anderen Gattung gehören. Storchschnäbel gedeihen weltweit, selbst in der Arktis und Antarktis, in Südafrika und auf den Azoren. Wo sie vermutlich ursprünglich nicht zu Hause waren, wurden sie irgendwann als Neophyten eingeführt und verwilderten teilweise. Sie passten sich dem Klima an.
Diejenigen, die mit der vorhandenen Witterung nicht zurechtkamen, gedeihen einjährig und verbreiten sich über Samen weiter. Die anderen gehören zu den mehrjährigen Pflanzen. Bereits im 16. Jahrhundert begann man, den Storchenschnabel als Zierpflanze zu kultivieren und diverse Sorten zu züchten.
Aussehen der Pflanze
Je nach Art wächst der Storchenschnabel als krautige Pflanze, als Halbstrauch oder Strauch. Seine Stängel sind über sogenannte Gelenke miteinander verbunden und besitzen teilweise eine Behaarung. Einige Arten verfärben im Herbst ihr Laub, andere sind wintergrün. Berührt man die runden oder fünfteiligen, grünen oder gesprenkelten Blätter, verströmen sie den Duft von ätherischen Ölen. Nicht nur die menschliche Nase stuft ihn als gewöhnungsbedürftig ein, auch Schnecken und andere Schädlinge hält er fern.
An langen Blütenstielen erscheinen zwischen Mai und August meist zwei Blüten. Sie leuchten weiß, rosa, rot, violett oder blau und besitzen teilweise Maserungen. Ein interessantes Farbspiel ergibt sich dadurch, dass die Kelchblätter bei einigen Arten anders als der Rest der Blüten gefärbt sind.
Dies ist insbesondere bei Geranium x cantabrigiense zu beobachten. Wildbienen und andere Nützlinge fühlen sich von ihnen angezogen und nutzen sie als Nahrungsquellen. Seine Bezeichnung hat der Storchenschnabel der Form seiner Früchte zu verdanken, der man die Form eines gereckten Storchenkopfes mit langem Schnabel zuschreiben kann. Tatsächlich handelt es sich beim „Schnabel“ aber um den Griffel, der keine Samenanlagen enthält. Das Wurzelwerk wächst entweder horstartig oder bildet Ausläufer, über die es sich großflächig vermehrt.

Verwendung des Storchenschnabels
Seit langer Zeit wird das Geranium als Heilpflanze verwendet. Es gilt als herzstärkend und stimmungsaufhellend. Weiterhin wird es zum Stillen von Blutungen, bei Gelbsucht, Ekzemen und zur Behandlung von Geschwüren eingesetzt. In der Volksmedizin spricht man dem Storchenschnabel positive Wirkungen bei einem bestehenden Kinderwunsch zu. Heutzutage setzt man die Wirkstoffe vorwiegend zur Linderung von Rachenentzündungen, Erkältungen und Ohrenschmerzen ein. Im Garten hat sich das Geranium als anspruchslose Zierpflanze etabliert. Man benutzt es, um Gehölzränder attraktiv zu bepflanzen, Bäume und Sträucher zu unterpflanzen, Lücken in Staudenbeeten zu füllen oder um Steingärten und naturnahe Gärten zu bereichern.
Den richtigen Standort finden
Für beinahe jeden Standort lässt sich die passende Geranium-Art finden. Im Allgemeinen stehen Storchenschnäbel gern kühl und feucht, doch auch in der Sonne fühlen sich auf feuchtem Untergrund ohne Staunässe einige Arten wohl wie beispielsweise Geranium endressii, Geranium x magnificum oder geranium psilostemon. Den Halbschatten bevorzugen die Arten Geranium himalayense und Geranium sylvaticum. Für den sonnigen, trockenen Steingarten eignen sich Geranium renadrii, Geranium cinereum sowie Geranium x cantabrigiense. Hinsichtlich der Bodenverhältnisse sollten die Sorten ebenfalls den Gegebenheiten entsprechend ausgewählt werden.
So gedeihen die meisten auf einem basischen, nährstoffreichen Lehmboden am besten, doch bestimmte Arten kommen auch auf kargen Böden zurecht. Im Staudenbeet zählen Rosen, Ziergräser sowie niedrige Arten wie der Frauenmantel mit seinen samtigen Blättern zu den geeigneten Partnerpflanzen. Ein attraktives Farbspiel entsteht im Spätsommer, wenn der Storchenschnabel neben roten und violetten Herbstastern, orangen Studentenblumen und dem lila Eisenhut blüht.
Storchenschnabel pflanzen
Die beste Pflanzzeit für den Storchenschnabel ist der Herbst oder das zeitige Frühjahr. Der Pflanzabstand wird abhängig von der Art der Vermehrung sowie dem Ausbreitungsdrang der Art gewählt. Ausläuferbildende Storchschnäbel erscheinen bereits nach einer Saison als dichte Teppiche, so dass sie in einem Abstand von ungefähr 30 Zentimeter zueinander gesetzt werden. Da die Pflanzen in der Lage sind, viele Nährstoffe aufzunehmen und mit anderen Arten im Beet deutlich in Konkurrenz zu treten, macht es Sinn, auch zu diesen eine entsprechende Distanz einzuhalten. Gesetzt wird der Storchschnabel so tief, dass der Wurzelballen ausreichend mit Erde bedeckt ist.
Danach sollte die Erde rund um die Pflanze gut angedrückt werden, damit ein Erdschluss erzielt wird. Bis zum Einwurzeln muss der Storchschnabel gleichmäßig feucht gehalten werden, ohne dass beim Gießen Staunässe entsteht.
Storchschnäbel pflegen
Nicht nur aus optischen Gründen lohnt es, dem Storchschnabel eine gelegentliche Pflege zukommen zu lassen. Schneidet man die Samenstände nach der Blüte ab, regt man die Pflanze zu einer Nachblüte an. Will man einige Samen zur Vermehrung nutzen, lässt man die Blütenstände richtig ausreifen und sammelt die Früchte im Herbst ab. Wenngleich die bodendeckenden Arten des Storchenschnabels so dicht beieinander wachsen, dass normalerweise keine Beikräuter aufkeimen, sollte man einige Male während der Wachstumssaison die Laubblätter anheben und einen prüfenden Blick unter sie werfen. Dabei entdeckt man gelegentlich doch hartnäckige Quecken und Gräser, die entfernt werden sollten.
Verwachsen deren Wurzeln erst mit denen des Storchenschnabels, dürfte man die Unkräuter nicht mehr los werden. Nährstoffarme Böden sollten gelegentlich mit Stickstoff gedüngt werden, ansonsten ist das Düngen nicht erforderlich. In längeren Trockenperioden kommt man um das Gießen nicht herum. Da der Storchenschnabel nur flach wurzelt, würde er ansonsten verdorren. Welke Blätter zupft man regelmäßig ab.

Vermehrung des Storchenschnabels
Wo seine Ausbreitung nicht erwünscht ist, hält man den Storchenschnabel durch das regelmäßige Abstechen der Wurzelausläufer in Form. Diese lassen sich zur Vermehrung verwenden und anderweitig in den Boden einsetzen. Horstartige Storchschnäbel wie Geranium himalayense vermehrt man im Frühjahr oder Herbst durch Teilung. Dazu nimmt man die Pflanze aus dem Boden und zersticht sie mit dem scharfen Spaten. Die einzelnen Teilstücke werden an anderen Stellen im Garten genauso tief eingesetzt wie die ursprüngliche Pflanze gestanden hat. Gelingt die Vermehrung durch Teilung nicht, lassen sich vom Geranium Stecklinge gewinnen, die im Frühjahr geschnitten werden.
In Anzuchterde bewurzeln sie schnell. Nach dem Pikieren sollten sich die Jungpflanzen in Anzuchttöpfen entwickeln, bevor sie an die endgültigen Standorte gesetzt werden. Bei der Vermehrung über Samen entscheidet man sich für die direkte Aussaat im Beet oder für die Anzucht in Schalen. Die Samen werden nur flach mit Erde bedeckt und gleichmäßig feucht gehalten.
Krankheiten und Schädlinge vermeiden
Im Allgemeinen gilt der Storchenschnabel als robust, wenn er am passenden Standort gesetzt wurde. Gelegentlich machen sich jedoch Älchen oder Dickmaulrüssler an ihm breit. Bei einem geringen Befall sammelt man die Schädlinge ab. Geschädigte Pflanzenteile werden abgeschnitten. Gegen das seltene Auftreten des Echten Mehltaus sowie gegen Rostpilze hilft das vorbeugende Spritzen mit Ackerschachtelhalm oder mit Milch. Einmal betroffene Arten sollten ausgelichtet werden, damit sie nicht zu eng beieinander stehen. Dann trocknen sie nach dem Regen schnell wieder ab, was das erneute Auftreten von Blattkrankheiten verhindert.
Entfernte Pflanzenteile werden über den Restmüll entsorgt, da die Krankheitserreger auf dem Kompost überdauern würden und auf andere Gewächse übertragen werden könnten.
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